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Interview
Die Basiszimmer bei Skippers in Diani; Duncan Malcom © Duncan Malcom

„Es gibt noch viel zu tun, um Kenia, diesen großartigen Ort und die wunderbaren Menschen hier bekannter zu machen.“

Duncan Malcolm ist Gründer von Skippers Coliving, ein zukunftsorientierter Co-Living Space an der Küste Kenias in der lebhaften Strandstadt Diani. Er bietet eine einzigartige Mischung aus Wohn-, Arbeits- und Segelerlebnissen und fördert eine lebendige Gemeinschaft für Abenteuersuchende und remote Arbeitende. Im Interview gibt Duncan wertvolle Einblicke in die Coliving- und Remote- Arbeitslandschaft in Ostafrika und erläutert uns seinen Ansatz zur Nachhaltigkeit und deren Auswirkungen auf die lokale Umwelt und Wirtschaft.

Wie bist du zu Skippers Coliving gekommen?

Duncan: Ich leite die kenianischen Niederlassungen und habe sie aufgebaut. Ich habe fast 20 Jahre lang im Technologiebereich gearbeitet, aber ich hatte schon immer den Traum, im Gastge­werbe zu arbeiten.

Dies ist nicht mein erster Versuch, in diesem Bereich. Während meines Studiums habe ich in der Türkei für Sunsail/TUI gearbeitet.

Am nächsten kam ich meinem Traum, als ich in Frankreich arbeitete, wo ich jedoch in meiner zweiten Woche als Resortmanager für ein beliebtes Ski-Unternehmen gefeuert wurde. Das hat meinen Traum aber noch lange nicht zerstört.

INTERVIEW PoolAlles ist eine Wiederholung, dies ist Pool-Version 1 © Duncan Malcom

Was genau verbirgt sich hinter Skippers? Was sind die Hauptmerkmale und wer ist die Zielgruppe?

Duncan: Skippers ist ein Coliving-Space in Diani, Kenia, der die Art und Weise verändert, wie sich digitale Nomadinnen und Nomaden, Alleinreisende und Abenteuerlustige vernetzen und zusammenarbeiten. Direkt an der Küste gelegen, kombinieren wir gemeinschaftliches Wohnen und Arbeitsbereiche, um eine lebendige Community für Remote-Arbeitende zu schaffen.

Menschen, die ohne Familie reisen und meist zwischen 25 und 45 Jahre alt sind, suchen häufig nach Gemeinschaft – und genau das bieten wir. Eine Familie fernab von Freundinnen und Freunden und ein Zuhause in der Ferne.

„Menschen, die ohne Familie reisen und meist zwischen 25 und 45 Jahre alt sind, suchen häufig nach Gemeinschaft – und genau das bieten wir.“


Von all den Orten, die ihr hättet wählen können, warum fiel die Wahl gerade auf Diani? 

Duncan: Mein Geschäftspartner kommt seit 35 Jahren hierher. Es schien einfach perfekt zu dem zu passen, was wir tun. Die Stadt wächst, es gibt viele neue und interessante Gastronomie­betriebe und Aktivitäten. Gleichzeitig ist die Verbindung zur Natur nach wie vor stark, da direkt hinter der Stadt der Shimba Hills Regenwald liegt.

Es war ein guter Ort, um Feedback von unseren Gästen zu erhalten und zu sehen, was ihnen wirklich wichtig ist – oder auch nicht.

INTERVIEW Room Standard IMG 0173Die Standardzimmer sind mit großen HD-Monitoren und etwas mehr Platz ausgestattet © Duncan Malcom

„Erst wenn man Gäste in einer neuen Umgebung hat, versteht man wirklich ihre Bedürfnisse.“

Nimm uns mit durch den Prozess der Entstehung von Skippers. Gab es einen konkreten Zeitplan oder ein festes Konzept?

Duncan: Das Ganze ist ein Prozess über die letzten 3-4 Jahre gewesen, basierend auf unseren eigenen Reiseerfahrungen in Colivings und inspiriert von erstaunlichen Menschen, die wir kennengelernt haben und die mittlerweile Freundinnen und Freunde, Beratende und Gäste sind.

Wir sind immer noch dabei, Skippers aufzubauen. Was wir bisher geschaffen haben, ist nur der Anfang unserer Vision. Es wurde viel Zeit darauf verwendet, darüber nachzudenken, welche Arten von Räumen wir benötigen.

Unser technischer Hintergrund hat dazu geführt, dass wir uns von traditionellen Wegen entfernt haben. Wir experimentieren viel mit verschiedenen Dingen und passen sie schnell an, sobald wir Feedback von unseren Gästen erhalten.

Ein Gast erwähnte zum Beispiel, dass ihm der fehlende Stauraum in den Zimmern und ein Pool fehlte; vier Wochen später hatten wir die Zimmer mit neuen Schreibtischen mit besserem Stauraum ausgestattet und einen Pool mit Sonnendeck gebaut.

Wir ändern die Layouts der Räume, Einrichtungen und sogar das Essen, das wir servieren und zubereiten. 

Man kann Annahmen darüber treffen, was Menschen wollen, aber erst wenn man die Gäste in einer neuen Umgebung hat, versteht man wirklich ihre Bedürfnisse.

Dies ist etwas anders als bei Hotels, wo das Konzept schon vor dem ersten Spatenstich feststeht.

Wir bauen auch mit einer Kombination aus Bauweisen und Techniken, die hier zuvor noch nicht ausprobiert wurden, die uns aber helfen, eine unglaubliche Energieeffizienz zu erreichen.

INTERVIEW Room Standard IMG20240318151754Ein Mix aus Minimalismus und kenianischem Print ist der Stil © Duncan Malcom

Co-Living ist ein spannendes Konzept, aber sicherlich nicht einfach umzusetzen. Welche Herausforderungen habt ihr bisher erlebt?

Duncan: Die größte Herausforderung, die wir haben, besteht darin, Menschen aus Europa und den USA über Kenia aufzuklären. Die Sicherheit ist dabei die häufigste Frage, gefolgt von der Geschwindigkeit des WLANs.

Viele können kaum glauben, dass die Infrastruktur wirklich so gut ist, wie wir es beschreiben.

Sobald die Leute jedoch ankommen, verstehen sie es und lieben es.

Es gibt noch viel zu tun, um Kenia – diesen großartigen Ort und die wunderbaren Menschen – hier bekannter zu machen.

Wir haben auch viel Zeit und Mühe investiert, um dieses Projekt persönlich in Europa auf Veranstaltungen und Konferenzen zu promoten.

Welche einzigartigen Bedürfnisse haben digitale Nomadinnen und Nomaden, und wie hat die traditionelle Gastgewerbebranche diese bisher nicht erfüllt? Wie adressiert das Co-Living-Konzept diese Bedürfnisse?

Duncan: Ich bin mir nicht sicher, ob es speziell um digitale Nomadinnen und Nomaden geht. Es geht nicht um die Ausstattung – die meisten Hotels bieten alles, was Reisende in der Regel brauchen.

Für uns steht die Gemeinschaft im Mittelpunkt. Unsere Gäste suchen nicht nach einer anonymen leeren Wohnung oder einer Hotellobby. Sie suchen nach gemeinsamen Erlebnissen und Menschen, mit denen sie die Welt entdecken können. Und vor allem suchen sie nach einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis.

Welche Art von Menschen hat Interesse an Skippers bekundet?

Duncan: Wir haben Gäste aus den unterschiedlichsten Bereichen: von Alleinreisenden, die eine Auszeit von der Arbeit nehmen, über Menschen, die sich vor Ort ehrenamtlich engagieren, bis hin zu Musikproduzierenden, die auf der Suche nach einer inspirierenden Umgebung sind. Wir bekommen auch zunehmend Anfragen von Startups aus Nairobi, die Retreats veranstalten möchten, was sehr interessant ist.

INTERVIEW Room Standard 40balcoSkippers hat versucht, den Außenbereich so naturverbunden wie möglich zu gestalten © Duncan Malcom

Wie sieht ein typischer Tag für digitale Nomadinnen und Nomaden in eurer Einrichtung aus?

Duncan: „Einrichtung“ ist ein interessantes Wort. Was wir haben, ist eher eine Gemeinschaft mit gemeinsamen Räumen. Es ist sehr ähnlich wie Studierendenwohnheime, jedoch mit einigen zusätzlichen Annehmlichkeiten.

„Was wir haben, ist eher eine Gemeinschaft mit gemeinsamen Räumen.“

Wir bieten ein Fitnessstudio, einen Pool und ein Restaurant, sodass die Gäste morgens bei einem Kaffee entspannen können, bevor sie auf Erkundungstour gehen oder an ihren persönlichen Projekten arbeiten.

Unsere Gäste besuchen Kirchen und Waisenhäuser, um zu sehen, wie sie der Gemeinschaft helfen können, und wir richten Programme ein, um kostenlose Berufsberatung in lokalen Schulen anzubieten.

Wie siehst du die Zukunft für Skippers und das Co-Living-Konzept in Kenia allgemein?

Duncan: Wir waren ausgebucht, noch bevor wir unser erstes Zimmer fertiggestellt hatten, und sind seit unserer Eröffnung fast durchgehend voll.

Unsere Pizzeria, House of Woodfired, hat sich nach nur neun Monaten auf TripAdvisor unter 66 Restaurants in Diani auf Platz 14 eingereiht.

Wir haben ein fantastisches Team, das das möglich macht, und sind gespannt auf die Zukunft.

Wir planen, unsere Expansion hier in Diani und in Ostafrika fortzusetzen und suchen nach Personen, die uns auf diesem Weg unterstützen, sei es als Beraterin und Berater oder als Investorin und Investoren. 

Über Duncan Malcom

Über Duncan Malcom

Duncan hat fast 20 Jahre lang in der Technologiebranche gearbeitet, aber er hatte schon immer den Traum, im Gastgewerbe zu arbeiten.

Nachdem er sechs Jahre lang auf einem Segelboot gelebt hatte, suchte Duncan nach einem Zuhause an Land und landete in Afrika, wo er 2023 beschloss, Skippers Coliving zu eröffnen. Bei Skippers versucht er, das Reiseerlebnis zu verbessern, indem er Unterkünfte mit lebhaften Gästegemeinschaften schafft und sicherstellt, dass Gäste an ihrem Reiseziel immer problemlos mit anderen in Kontakt treten können.

Dieser Beitrag stammt aus der Ausgabe Oktober 2024 des Journals "Leben und Arbeiten im Ausland".

Das Journal erscheint monatlich kostenlos mit vielen informativen Beiträgen zu Auslandsthemen.

Herausgegeben wird es vom BDAE, dem Experten für die Absicherung im Ausland.