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Gesundheit

Wer tanzt, ist weniger neurotisch

© Davide Angelini, AdobeStock

Tänzer und Tänzerinnen sind offener, verträglicher und weniger neurotisch als Menschen, die nicht tanzen.

Sowohl Amateur- als auch Profitänzer und -tänzerinnen sind weniger neurotisch als Menschen, die nicht tanzen. Das zeigen die Ergebnisse einer Studie unter Leitung des Max-Planck-Instituts für empirische Ästhetik in Frankfurt am Main. Tänzerinnen und Tänzer zeigten ein hohes Maß an Offenheit und Extraversion. Entscheidend ist aber auch die Tanzform.

„Sag mir, wie du tanzt, und ich sag dir, wer du bist“, singt die deutsche Popmusikerin Frida Gold und spricht damit aus Erfahrung. In einer Studie, die kürzlich in der Fachzeitschrift Personality and Individual Differences veröffentlicht wurde, werteten Forschende die Daten von 5.435 Personen aus Schweden und 574 Personen aus Deutschland aus. Untersucht wurden die “Big Five Persönlichkeitsprofile”: Offenheit, Gewissenhaftigkeit, Extraversion, Verträglichkeit und Neurotizismus.

In Schweden konnte das Forschungsteam auf Stichproben aus einer bereits bestehenden Datenbank zurückgreifen, die unter anderem Ergebnisse zum kreativen Engagement und zur Tanzleistung der Teilnehmenden enthielt. Für die Datenerhebung in Deutschland entwickelten die Forscherinnen und Forscher eigens eine Online-Umfrage, die von den Tanzinstitutionen breit beworben wurde.

Bereits in früheren Studien wurde festgestellt, dass Musiker und Musikerinnen kontaktfreudiger und offener gegenüber ihren Mitmenschen sind als Nichtmusikerinnen und Nichtmusiker. In der aktuellen Studie wurde dies auch für Tänzerinnen und Tänzer bestätigt. Allerdings stellten die Forschenden auch einen interessanten Unterschied zwischen den beiden Gruppen fest: Im Gegensatz zu Musikern und Musikerinnen sind Tänzer und Tänzerinnen nicht neurotischer, sondern – im Gegenteil – weniger neurotisch als Menschen, die nicht tanzen.

„Generell weisen sowohl Tänzer*innen als auch Sänger*innen in ihrer Persönlichkeit ein hohes Maß an Extraversion auf – was möglicherweise darauf zurückzuführen ist, dass beim Tanzen und Singen der eigene Körper als Ausdrucksmittel eingesetzt wird. Dies bedeutet, dass sie sich in einer sozial exponierteren Situation befinden als jemand, der sich beispielsweise durch ein Instrument ausdrückt. Genauere Erklärungen für dieses Ergebnis müssen allerdings noch in weiteren Studien gefunden werden“, berichtet Julia F. Christensen, Erstautorin der Studie.

Darüber hinaus gab es erste Hinweise auf Persönlichkeitsunterschiede zwischen Tänzerinnen und Tänzern verschiedener Tanzstile. So schienen Swingtänzerinnen und -tänzer weniger neurotisch zu sein als zum Beispiel Latein- und Standardtänzerinnen und -tänzer. Dies muss jedoch noch anhand größerer Datenmengen bestätigt werden. Die Forschenden hoffen, ihre Untersuchungen zur Persönlichkeit von Tänzern und Tänzerinnen in Zukunft auf weitere Kulturen und Tanzstile ausdehnen zu können.

Dieser Beitrag stammt aus der Ausgabe Juli 2024 des Journals "Leben und Arbeiten im Ausland".

Das Journal erscheint monatlich kostenlos mit vielen informativen Beiträgen zu Auslandsthemen.

Herausgegeben wird es vom BDAE, dem Experten für die Absicherung im Ausland.