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Expatriates
© Kittiphan, AdobeStock

Die Zukunft der Arbeit: Wie makroökonomische Kräfte die Arbeitswelt und die Wirtschaft weltweit verändern

Die globalen Arbeitsmärkte sind an einem kritischen Wendepunkt. Dabei geht es um erhebliche strukturelle Veränderungen, die in den kommenden Jahren zu einem Mangel an Arbeitskräften, Inflation und negativen Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum führen werden.

Eine neue Studie von PGIM, dem globalen Investmentmanager von Prudential Financial, Inc. hat untersucht, wie sich makroökonomische Kräfte auf die globale Arbeitswelt und Wirtschaft auswirken und die zukünftigen Vorreiter und Verlierer in verschiedenen Branchen, Regionen und Ländern bestimmt und welche Auswirkungen dies für Investoren hat.

„Der tiefgreifende Strukturwandel auf den Arbeitsmärkten war bereits vor der Corona-Pandemie deutlich spürbar“, kommentiert Shehriyar Antia, Head of Thematic Research bei PGIM.

„Das Zusammenspiel aus einem knappen Arbeitskräfteangebot, zunehmenden Spannungen auf dem Arbeitsmarkt, dem Boom der künstlichen Intelligenz und dem Widerstand gegen die Globalisierung wird erhebliche Auswirkungen auf das globale Wachstum und die Inflation haben.“

Schlüsselfaktoren, die einen weltweiten Einfluss auf die Arbeitsmärkte haben

PGIM benennt in der Studie vier Faktoren, die den Strukturwandel auf den Arbeitsmärkten beschleunigen:

1.Demografische Trends verändern die Erwerbsbevölkerung weltweit

Die „doppelte Alterung“ von Unternehmerinnen und Unternehmern sowie sesshaft gewordenen Arbeitnehmenden dämpft die Bereitschaft zu unternehmerischer Initiative und Innovation, sodass beispielsweise in den USA ein Rückgang der Unternehmensgründungen zu verzeichnen ist.

2. Strukturelle Diskrepanz zwischen Arbeitskräfteangebot und -nachfrage

Das Ungleichgewicht zwischen Arbeitskräfteangebot und -nachfrage wird durch die Technologie, das Reshoring – die Rückverlagerung von Produktionsstätten aus Schwellenländern zurück in die Industriestaaten – und die Industriepolitik noch verstärkt. So rechnet die US-Halbleiterindustrie damit, dass bis 2030 mehr als die Hälfte der benötigten Stellen unbesetzt bleiben. Grund dafür ist der Mangel an Arbeitskräften mit dem technischen Know-how zur Herstellung von Chips.

3. KI bringt die Automatisierung von der Fabrikhalle ins Büro

Arbeit und Technologie stehen in einem komplexen Verhältnis zueinander - sie steigern die Produktivität, gleichzeitig werden Arbeitsplätze ersetzt. KI kann zwar in Zukunft Arbeitskräfte vom Arbeitsmarkt verdrängen – vor allem in Dienstleistungsbranchen wie dem Rechts- und Finanzwesen, der pharmazeutischen Forschung und dem Bildungswesen – aber nicht sofort und auch nicht in dem Ausmaß, wie es die aktuelle Berichterstattung in den Medien vermuten lässt. 

4. Die sich wandelnde Globalisierung hat Auswirkungen auf die Arbeitsstrukturen

Das goldene Zeitalter der Globalisierung ist vorbei und es ist ein Paradigmenwechsel im Gange, der von den Investorinnen und Investoren übersehen wird. Migration, die Verlagerung globaler Lieferketten und die gestiegene Verhandlungsmacht der Arbeitnehmenden sind Faktoren, die Investorinnen und Investoren berücksichtigen müssen, da sie das Potenzial haben, Wachstum, Inflation und Geldpolitik in dieser neuen Ära der Arbeitsmärkte grundlegend zu verändern.

Taimur Hyat, Chief Operating Officer von PGIM dazu: „Technologie und Trends wie die Verlagerung von Lieferketten führen in den Industrieländern zunehmend zu einem Ungleichgewicht in den Arbeitsmärkten. Diese Studie zeigt Investoren auf, wo Unternehmen die benötigten Fachkräfte finden, um sich weiterzuentwickeln – dies ist ein wichtiger Faktor für langfristige Investitionsentscheidungen.“

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Herausforderungen für heutige Führungskräfte auf regionaler Ebene

Taimur Hyat ergänzt, dass der Wandel der Arbeitsmärkte je nach Branche und Region neue Gewinnende und Verlierende hervorbringen wird. „Für Investoren wird es von entscheidender Bedeutung sein, die weitreichenden Auswirkungen dieser neuen Dynamik zu verstehen.“ In der Studie bietet PGIM einen Rahmenplan für die Bewertung des Arbeitskräfteangebots, der Arbeitsqualität und des politischen Umfelds.

Die Studie kommt zu dem Schluss, dass viele der derzeit führenden Länder Schwierigkeiten haben werden, den künftigen Arbeitskräftebedarf zu decken. Gleichzeitig sind Länder, von denen man dies nicht unbedingt erwarten würde, besser in der Lage, die Vorteile des Wandels auf dem Arbeitsmarkt zu nutzen. Die Ergebnisse zeigen folgendes Bild:

Asien

In Asien steht China vor der großen Herausforderung, seinen zukünftigen Arbeitskräftebedarf zu decken. Aufgrund des starken Bevölkerungsrückgangs und des negativen Wanderungssaldos schneidet China beim Arbeitskräfteangebot schlecht ab.

Europa

Die größten europäischen Volkswirtschaften stehen vor Herausforderungen, während kleinere Länder wie Schweden und die Schweiz besser positioniert sind. Deutschland, Italien und Spanien werden in den kommenden Jahren einen starken demografischen Rückgang erleben, der durch die aktuelle Einwanderungspolitik wahrscheinlich nicht ausgeglichen werden wird, während die Niederlande und Portugal aufgrund des starken demografischen Rückgangs und des negativen Wanderungssaldos ein schlechtes Arbeitskräfteangebot haben.

Nord-, Mittel- und Südamerika

Die derzeitigen regionalen Spitzenreiter Mexiko und Brasilien werden vor großen demografischen Herausforderungen stehen, die auch durch aktuelle Trends bei der Migration oder der Erwerbsbeteiligung von Frauen kaum gemildert werden dürften. Neben Kanada und den USA sind auch Chile und Costa Rica für das neue Erwerbsalter gut aufgestellt.

Afrika

Während die führenden afrikanischen Länder Südafrika, Ägypten und Nigeria im Vergleich zu anderen Regionen eine günstige demografische Entwicklung aufweisen, schneiden sie bei der Qualität der Arbeitskräfte und den Rahmenbedingungen für unternehmerische Tätigkeit schlecht ab.

Eine vertiefte Untersuchung der USA

In Zusammenarbeit mit der Brookings Institution hat PGIM auch die Arbeitsmärkte der US-Bundesstaaten und -Städte genauer unter die Lupe genommen. Die Studie zeigt: Staaten wie Oregon und Wisconsin haben das größte Potenzial, die lokale Produktivität und das Wachstum zu steigern. Städte mit großen Universitäten, die Spitzenkräfte aus Wissenschaft und Forschung hervorbringen, sind auch in ansonsten nicht führenden Bundesstaaten attraktiv. Mobile, die größte Hafenstadt Alabamas und Verwaltungssitz des Mobile County zum Beispiel, ist ein Zentrum für hoch qualifizierte Industrien wie Luft- und Raumfahrt, Chemie und Maschinenbau. 

Dieser Beitrag stammt aus der Ausgabe Juni 2024 des Journals "Leben und Arbeiten im Ausland".

Das Journal erscheint monatlich kostenlos mit vielen informativen Beiträgen zu Auslandsthemen.

Herausgegeben wird es vom BDAE, dem Experten für die Absicherung im Ausland.